Mittwoch, 21. Januar 2015

Haie füttern und neue Wege gehen!

Es gibt da die Geschichte vom Bahamas-Touristen, der einen "Feed the sharks"-Trip gebucht hatte. Nun ist Hai-Füttern ja wirklich keine Aktivität, die auf die leichte Schulter gekommen werden kann; es ist eine komplexe Herausforderung, wie man eine Gruppe hochgefährlicher Raubtiere so koordinieren kann, dass sie sich auf das Futter und nicht auf den Fütterer fokussieren.

Man schmeisst dabei also nicht einfach unkontrolliert Fleisch ins Wasser, was die Haie mit grosser Wahrscheinlichkeit in einen Blutrausch mit potenziell verheerenden Folgen versetzen würde. Nein, der "Feed the sharks"-Vorgang erfordert ein gutes Training und viel Know-how.

Haie verhalten sich dabei ein bisschen wie Hunde. Es herrscht eine Hierarchie untereinander, man merkt mit ein bisschen Beobachtung sehr rasch, welche Charaktere hier aufeinander treffen, wer von den Tieren das Alphatier ist und welcher Hai sich eher nur die kleinen, übrig gebliebenen Stücke schnappt.

Und somit ähnelt diese Situation auch derer am Pokertisch. Nicht umsonst nennen wir die guten Spieler "Haie" und die schlechten Spieler die "Fische". Eine gute Beobachtungsgabe sowie die daraus resultierende Intuition für Personen und Situationen ist ein grosses Thema, sowohl für unser Pokerspiel, als auch für das Geschäftsleben.

Wir leben in einer so komplexen Welt, dass wir alleine mit Intelligenz und Logik nicht immer weiterkommen. Wir müssen uns auch auf unser Bauchgefühl, unsere Intuition verlassen. Und desto besser Hirn und Bauch koordiniert sind, desto korrekter werden meine zukünftigen Entscheidungen sein.

Wie man das trainiert? Indem man sich total auf das Hier und Jetzt konzentriert. Acht Tipps:

1. Just do it
Wenn du Surfen lernen möchtest, kannst du x Bücher übers Surfen lesen, aber lernen wirst du es erst, wenn du dich aufs Brett stellst und dich ins Meer raus wagst. Aber im Business planen wir tage-, wochen- oder sogar monatelang die nächsten Schritte, nur um zu sehen, dass es dann sowieso wieder anders kommt, als gedacht. "Just do it" soll heissen, schon bevor die Planung abgeschlossen ist, die ersten Schritte zu wagen.

2. Wer kann mir helfen?
Man muss das Rad nicht neu erfinden, kann auf Bewährtes zurückgreifen und sich Hilfe holen. Erfolgreiche Pokerspieler haben sich alle irgendwann einen Coach genommen, das ist ganz normal und gehört dazu, um noch besser zu werden. Warum haben so viele Geschäftsmänner und -frauen das Gefühl, sie müssten alles alleine machen? Bevor ich einen Hai füttere, lasse ich mir auch zeigen, wie ich vorgehen soll.

3. Sei kreativ
Am MIT Media Lab wird das Wort "anti-disziplinär" verwendet, was soviel heisst wie das uns bekannte "think out of the box". Mach einfach mal etwas anders. Gestalte deine Aufsteh-Routine anders, nimm einen neuen Arbeitsweg, versuche, dein Marketing umzukrempeln. Geh neue Wege. Denn die Haie tun es auch - ganz intuitiv.

4. Baue dir dein Netzwerk auf
Früher konnte man einen Beruf erlernen, in dem man alt werden konnte. 45 Jahre bei einer Bank und danach in den wohlverdienten Ruhestand. Diese Zeiten sind vorbei. Heute ist es so, dass was wir vor 20 Jahren an der Uni gelernt haben, schon längst veraltet ist. Wir müssen immer up-to-date bleiben, uns weiterbilden und auf dem neusten Stand der Technik bleiben. Wie wir das schaffen? Indem wir ein gutes Netzwerk von Leuten haben, mit denen wir uns austauschen können und die uns - wenn mein Job in der Bank nicht mehr das ist, was ich erfüllen kann - etwas anderes anbieten können.

5. Komm aus deiner Komfortzone raus
Im Alltag fühlen wir uns sicher und beschützt, und wenn etwas Unvorhersehbares passiert, kann uns das ganz schön aus der Bahn werfen. Damit das nicht - oder weniger rasch - passiert, sollte man sich selbst immer mal wieder in eine Situation bringen, die einen aus seiner Komfortzone raus holt. Einer meiner Freunde hatte mal erzählt, dass er in ein einwöchiges Manager-Training geschickt wurde, das Leute, die im normalen Leben total am Anschlag liefen, durch reines Nichts-Tun so an ihre Grenzen gebracht hat, dass einige der Teilnehmer - gestandene Männer im besten Alter - weinend auf ihren Stühlen sassen. Wir lernen am besten, wenn wir in eine Extremsituation gebracht werden, wenig schlafen und viel leisten müssen. Und jetzt lass dir mal etwas einfallen und tue etwas, das dir eigentlich ein bisschen Angst macht.



6. Entspannt mit neuen Technologien umgehen
Neuer, noch besser, noch schneller - die Werbung suggeriert uns, wir müssten immer auf dem neusten Stand der Technik sein und alles verstehen, was so um uns vorgeht. Das kann uns ganz schön in Stress versetzen, da wir ja den Anschluss nicht verpassen möchten und vor unseren Freunden nicht als altmodisch dastehen möchten. Doch wir können unsere Ansicht ändern und uns hier einfach fragen: Wie kann mir die neue Technologie helfen, mein Leben noch besser und einfach zu gestalten? Die ganzen Gadgets sind nur Spielzeuge, die uns helfen können, es oft aber gar nicht tun. Manchmal ist es doch auch schön, einfach eine Idee oder einen Gedanken auf das gute alte Papier zu schreiben und nicht das neuste Notiz- oder Zeichnen-Tool auf dem Tablet zu benutzen. Nicht wahr?

7. Cool down and be happy
Wir sind besessen von Zielen. Bis Ende Jahr 100'000 auf dem Bankkonto haben, 5 Kilo in zwei Monaten abnehmen, 10 neue Kunden und eine halbe Million Umsatz bis Ende des Quartals und so weiter ... Dieses lineare Denken zwingt uns, ständig in der Zukunft zu leben, quasi ständig an das nächste Kuchenstück zu denken anstatt jenes zu geniessen, das ich jetzt gerade im Mund habe und es zu geniessen. Viele Menschen müssen hart arbeiten, um ihre Ziele zu erreichen und genau darum sollte man sich mal wieder zurückbesinnen, ins Hier und Jetzt. Das Ziel: Die eigene Leidenschaft für eine Tätigkeit wecken, indem man die eigene Selbstmotivation entdeckt. Die Antwort auf die Frage "Warum tue ich, was ich tue?" muss sein: "Weil ich es will!" Wenn ich merke, dass ich eigentlich für mich und nicht für meinen Chef arbeite, nur dann werde ich langfristig glücklich sein können in meinem Job.

8. Designe dein Leben ganz persönlich
Nur weil Steve Jobs das Studium abgebrochen hat, bedeutet das nicht, dass diese Lösung für alle passt. Ein Studium ist ganz toll und ich denke, dass es der Mehrheit von den Menschen hilft, danach einen Job zu finden, der gut zu ihnen passt. Aber nur weil es für die meisten passt, heisst das nicht, dass dieses Modell für mich stimmt. Ich habe mir meinen ganz persönlichen Tagesablauf geschaffen, indem ich auf mich selbst gehört habe. Da ich kein Morgenmensch bin, habe ich mich früh selbständig gemacht und ich stehe wenn möglich nie früher als um 8 Uhr morgens auf. Und auch als ich mit Mitte 20 wieder einen Job angenommen habe, war das als Croupier im Casino, da konnte ich jeden Tag ausschlafen und es war als Angestellte praktisch die beste Zeit meines Lebens.

Jeder sollte seinen eigenen Rahmen, seinen eigenen Lebensentwurf finden, wie er leben möchte. Die Welt ist zu komplex und wir Menschen sind zu unterschiedlich, als dass wir uns an allzu beschränkte Vorschriften halten könnten.

Und jetzt? Los! Und viel Spass.